Gespräche mit Zeitzeug*innen

Jens Hase erzählt am 15.10.2021 von seinen DDR-Fluchterfahrungen

DDR-Zeitzeuge Jens Hase am LGNU:

„Da hatte meine Mutter 24 Stunden, um mich das Leben zu lehren.“

Jens Hase besuchte am Freitag unsere Schule und berichtete den Schüler*innen der Q12 und Lehrkräften unserer Schule authentisch und emotional spannende sowie berührende Gegebenheiten aus seinem Leben. Er  schilderte eindrücklich verschiedenste Situationen aus seinem Leben in der DDR sowie seiner Flucht über die Botschaft in Prag und seiner Ankunft in der BRD. Zur Veranschaulichung zeigte er z.B. ein FDJ-Hemd, eine originale Rot-Kreuz-Fahne eines Zeltes in der Prager Botschaft und eine Filmdokumentation über sich.

„Jens Hase (geb. 1970 in Eisenach) absolvierte eine Ausbildung zum Transport- und Lagerfacharbeiter im Automobilwerk Eisenach. Er wuchs in einem systemkritischen Elternhaus auf. Seine Eltern und zwei seiner Geschwister stellten ab 1987 Anträge auf ständige Ausreise aus der DDR. Die Familie litt daraufhin unter zahlreichen Repressionen, Konfrontationen und Schikanen durch den Staatssicherheitsdienst. Im Juli 1989 wurde der Antrag der Eltern überraschend schnell bewilligt; innerhalb von 24 Stunden mussten sie die DDR verlassen. Jens Hase wurde die Ausreise jedoch verwehrt. In dem Bewusstsein, nicht in einem Unrechtsstaat leben zu können und mit dem Willen, seine Familie wiederzusehen, entschloss sich der damals 19-jährige im September 1989 zur Flucht. Sein Ziel war die Deutsche Botschaft in Prag. Neben gefährlichen, lustigen und traurigen Momenten erlebte er dort den 30. September 1989, als der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher den Flüchtlingen die Ausreise in die Bundesrepublik verkündete. Dort traf er am 1. Oktober 1989 ein.“

https://www.ddr-zeitzeuge.de/ddr-zeitzeugen-recherchieren/ddr-zeitzeuge/jens-hase-536.html

Nach seinem Vortrag waren sich alle einig: So ein Erlebnis bleibt. Hier wird Geschichte lebendig.

Zitat einer Schülerin: „Ich habe eine andere Sicht auf das Glück, das wir heute in Deutschland als Demokratie erleben dürfen, erhalten.“

Vielen herzlichen Dank an Jens Hase und das koordinierende Zeitzeugenbüro!

Virtuelles Zeitzeugengespräch mit Frau Esther Bejarano am 7. Oktober 2020 

Berührend. Beängstigend. Beeindruckend. Diese drei Worte beschreiben das Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano wohl am treffendsten. Am 07. Oktober 2020 hatten wir die seltene Gelegenheit ihre Geschichte aus erster Hand erzählt zu bekommen. Birgit Mair von dem ISFBB stellte, in Kooperation mit dem Bündnis „Roth ist bunt“, eine virtuelle Veranstaltung auf Zoom auf die Beine, bei der die 96 Jahre alte Frau Bejarano per Telefon zugeschaltet wurde.  

Esther Bejarano setzt sich seit dem Jahr 2007 mit ihrer Band, der Microphone Mafia, gegen Rassismus und Antisemitismus ein. Sie erzählt außerdem auf vielen Veranstaltungen ihre Geschichte, ist Vorsitzende im Auschwitz-Komitee und hat sogar mehrere Bücher veröffentlicht. 

Esther sagte zu uns: „Ihr seid nicht schuldig für das, was damals geschehen ist, aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt.“. Sie setzt ihre Hoffnung in die jungen Menschen und versucht ihnen zu zeigen, wie wertvoll, aber auch zerbrechlich unsere Demokratie ist. „Wir erinnern, um zu verändern, um die Demokratie zu bewahren.“ betonte Esther. Wir fragten sie, ob sie denn nie die Hoffnung verloren hätte in der schlimmen Zeit, die sie durchmachte und sie erzählte uns, dass einige Frauen aufgaben und ihr Leben am Stromzaun beendeten, aber dass sie selbst nie die Hoffnung verlor. Auch wir dürfen nie die Hoffnung auf eine Welt ohne Rassismus, Antisemitismus oder jede andere Art von Ausgrenzung aufgeben. Leider ist es bis dahin noch ein langer Weg. Aber Geschichten wie die von Esther Bejarano lassen uns nie vergessen, dass so etwas niemals wieder geschehen darf.   

 

Larissa Held, Q11 

 

Zeitzeugenbesuch der Holocaustüberlebenden Frau Eva Franz am 19.12.2019

Eva Franz, eine Zeitzeugin aus der Zeit des Nationalsozialismus besuchte in Kooperation mit der Georg-von-Vollmar- Akademie am 19. Dezember 2019 unsere Schule. Als Unterstützung und zur besseren Verständigung mit den Schüler*innen der 9. bis 12. Jahrgangsstufe wurde sie von Frau Birgit Mair (ISFBB) begleitet, die sich auf die Aufarbeitung der persönlichen Geschichten verschiedener Zeitzeugen spezialisiert hat.  

Während des gesamten Vortrags war es mucksmäuschenstill. Einigen anwesenden Lehrkräften und den meisten von uns standen die Tränen in den Augen- tief berührt. Abschließend durften wir am Ende noch persönliche Fragen zu Eva Franz‘ Geschichte stellen, die sie geduldig und auch sehr ehrlich beantwortete, wofür wir ihr wirklich sehr dankbar sind.  

Frau Eva Franz betonte, wie wichtig es ist, dass ihre Geschichte und die vieler anderer nicht in Vergessenheit geraten, damit wir aus der Geschichte lernen und jetzt, aber auch in Zukunft für Toleranz und Menschenrechte einstehen, so dass ein Leben für alle in Frieden möglich werden kann.  

 

Leontine Claus und Isabell Grasnick, Q11