Fabelhaftes deutsch-französisches Theater
Es ist Sommer – wir tanzen, wir singen, wir haben Spaß!
Genau diese Lebenseinstellung hat die Grille aus der französischen Fabel „La Cigale et la Fourmi“, zu deutsch „Die Grille und die Ameise“. Jean de La Fontaine, der Fabulist, der durch das Wiederaufgreifen der antiken Fabeln von Äsop und Babrios bekannt wurde, ist Thema im Französischunterricht am Lessing-Gymnasium. Und passend zu diesem Thema wurde am 21. Juli 2022 eine Schauspielerin auf der Bühne unserer Turnhalle begrüßt, welche die bekannte Fabel in ein einstündiges Theaterstück formierte. Im Wesentlichen geht es in der Fabel um eine Grille, die den ganzen Sommer lang ihr Leben genießt. Doch sobald der Winter eintritt, hat sie weder Geld noch ein Dach über dem Kopf. Die Grille bettelt bei der Ameise, welche ihr verdeutlicht: „Hast du im Sommer singen und pfeifen können, so kannst du jetzt im Winter tanzen und Hunger leiden, denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus.“ (Version von Jean de La Fontaine) Laut der Schauspielerin ist dies jedoch kein zufriedenstellendes Ende und so ließ diese sich nicht nur von de La Fontaines Fabel inspirieren, sondern baute auch Elemente aus der Fabel „Die Fiedelgrille und der Maulwurf“ des deutschen Kinderbuchautors Janosch ein. Das Ende war in ihrer Version folglich weitaus weniger tragisch: Ein Maulwurf stellt der Grille einen Ort zur Überwinterung bereit „und sie machten sich ein schönes, warmes Leben zusammen“ (V. 28, Janosch).
Insgesamt begeisterte die Schauspielerin, die in ihrem eigenen Stück die Grille mit dem Namen „Charlotte, la Cigalotte“ spielte, durch die Imitation verschiedenster Tierarten.
Und wie es bei Fabeln üblich ist, wurde eine viel tiefgründigere Moral vermittelt, als man anfangs annahm. In der abschließenden Diskursrunde wurden Interpretationsansätze gesammelt und alle kamen zu dem Schluss, dass die Quintessenz der Fabel folgende sein muss: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“
Inwiefern sich diese moralische Einstellung auf das eigene Leben übertragen lässt, ist jedem selbst überlassen, doch den Spaß am Leben darf man neben der Anstrengung für die Schule niemals vergessen.
(Jamie Kühr, Q11)