Bewegendes Online-Zeitzeuginnengespräch mit Ruth Melcer

Bewegendes Online-Zeitzeuginnengespräch mit Ruth Melcer am 8. November 2024
Anlässlich des Jahrestages des Pogroms gegen Jüdinnen und Juden am 9. November 1938 erhielten die Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe die Möglichkeit am Zeitzeuginnengespräch mit Ruth Melcer, einer Holocaustüberlebenden, per Zoomkonferenz teilzunehmen. Sie berichtete von ihren Erinnerungen an Auschwitz und die Zeit des Nationalsozialismus. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ellen Diehl von der Friedrich-Ebert-Stiftung, die das Gespräch durch im Vorfeld eingereichte Fragen (auch von der Schülerschaft der 12. Jahrgangsstufe unserer Schule) strukturierte und die erzählten Erlebnisse für die ca. 4000 Schülerinnen und Schülern aus ca. 120 Schulen verständlich in den historischen Kontext einordnete.

Ryta (später: Ruth) Melcer, geb. Cukierman,  wurde 1935 im polnischen Tomaszów Mazowiecki, einer Kleinstadt nahe Lodz geboren. Sie war vier Jahre alt, als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte, und neun Jahre alt, als sie die Befreiung im KZ Auschwitz erlebte. Ab 1942 wurde Ruth Melcers Familie in Ghettos und schließlich in einem Arbeitslager zur Arbeit gezwungen. Ihr jüngerer Bruder wurde zusammen mit anderen Kleinkindern ermordet. 1944 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert. Ruth kam mit ihrer Mutter nach Birkenau. Sie überlebte, weil eine Blockälteste sie in ihrem Verschlag vor Josef Mengele versteckt hatte. Die Befreiung durch die Rote Armee erlebte Ruth „wie eine Fata Morgana“; wie durch ein Wunder fand sie später sogar Mutter und Vater wieder. (https://www.nsdoku.de/programm/aktuell/detailseite/gespraech-mit-der-zeitzeugin-ruth-melcer-2083)

Tief bewegt schilderte sie zum Beispiel auch, dass sie selbst das Schicksal ihres kleinen Bruders ereilt hätte, hätte ihre Mutter das Alter von Ruth Melcer im Arbeitslager nicht 4 Jahre höher angegeben. Aus diesem Grund wurde die Zeitzeugin als „arbeitsfähig“ klassifiziert und konnte überleben. Mit einer ganz persönlichen Nachricht wandte sich Ruth Melcer gegen Ende des Gesprächs an ihre Zuhörerschaft. Dieser besonders emotionale Appell an alle, nicht teilnahmslos wegzusehen, wenn Menschen Unrecht geschieht, und dafür einzustehen, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Religion, Herkunft oder anderen Kriterien, das Recht haben, in Frieden und Freiheit zu leben, wirkte – auch im Hinblick auf die aktuelle Weltsituation – lange nach. So sind wir es, die den Rahmen dafür schaffen können, indem wir unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und unsere Verfassung schützen und verteidigen.

Gloria Bär, Stefanie Helm, Thomas Kirschner